Momentan fühlt es sich für mich an, als sei mein Leben ein großes Fragezeichen. Und das macht mich fertig, zumal ich doch normalerweise alles plane und versuche, möglichst übersichtliche Strukturen in alle möglichen Abläufe zu bekommen. Und nun ist nichts klar und ich kann den weiteren Verlauf auch nicht beinflussen.
Der Punkt, der mich am meisten mitnimmt, ist die Betreuungssituation der Maus. Ab dem 10.11. ist die Elternzeit meines Mannes vorbei (später mehr dazu) und meine Mutter muss die Maus vormittags betreuen. Ohne geht gar nicht, das hab ich letzte Woche gesehen, als der Magen-Darm-Virus meinen Mann flachgelegt hat und ich versucht habe, mit Maus im Zimmer zu arbeiten. Das ging vielleicht 20 Minuten gut, ab da war nicht mehr an Arbeiten zu denken, weil sie nur noch geschrien hat. Hab dann Pause gemacht bis zu ihrem Mittagsschlaf und da noch zu Ende gearbeitet, aber 5 Arbeitsstunden würde ich so nicht zusammenbekommen.
So. Nun sitze ich jedenfalls vor einer vierseitigen Liste der Kinderbetreuungseinrichtungen in unserer Gegend und habe die Hälfte weggestrichen, weil sie erst Kinder ab 3 Jahren aufnimmt und einen Großteil der übrigen bereits im Sommer abgeklappert und entweder Anmeldungen ausgefüllt oder auch diese gestrichen, weil sie vom Betreuungsangebot her nicht zu uns passten (z.B. nur Ganztagesbetreuung). Dann ging mir die Kraft aus. Am Montag sollte ich also die 2 oder 3 übrigen KiTas nochmal anrufen und um „Audienz“ bitten. Ich hasse sowas. Ich hasse telefonieren, wenn ich Bittsteller bin. Warum kann man das nicht einfach schriftlich machen…
Außerdem muss ich irgendwo herausbekommen, ob ich die Maus nicht auch in der Nachbargemeinde in der KiTa anmelden kann. Bisher ging das hier nicht, zumindest im Regelkindergarten ab 3, da sonst die Heimatgemeinde der anderen einen „Strafbetrag“ hätte zahlen müssen, weil sie den Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz ab 3 nicht erfüllt. Nun gibts ja demnächst einen Rechtsanspruch ab 1, theoretisch zumindest, denn praktisch können sie mir den garantiert nicht erfüllen. Also wird wohl ein Anruf beim Jugendamt fällig in der Hoffnung, die können mir weiterhelfen. Und ob es in der Nachbargemeide freie Plätze gibt, wage ich auch zu bezweifeln. Aber ich muss es unbedingt versuchen. Auch wenn ich schon sehr spät dran bin, um sie mit 2 Jahren noch unterzubekommen…
Ich wünschte, ich hätte etwas vom Elan meiner Mutter geerbt. Sie ist ständig auf Achse, ihr ist nichts zu viel. Ich glaube, ich habe das schon einmal geschrieben, aber je länger die Maus bei uns ist, desto mehr fällt mir das auf. Ich komme mir vor, als würde mein Kopf ständig sagen: „Tu dies, tu das, du bist eh schon spät dran!“ und mein träger Körper wird hinterhergeschleppt, unfähig sich aufzurappeln und etwas auf die Reihe zu bekommen.
Manchmal wünschte ich auch, mein Mann würde mich mehr unterstützen. Ihm scheint das alles nicht so wichtig zu sein. Er interpretiert es vielleicht so, dass er mir die Entscheidung überlassen möchte und mit meinen Wünschen diesbezüglich einverstanden ist. Das ist ja auch ganz toll, aber ich fühle mich irgendwie überfordert mit der Sache. Er hat ja auch nicht das Betreuungsproblem, sondern ich. Ab übernächsten Montag geht er wieder arbeiten und ich kann ja schauen, wer die Maus nimmt. Er geht ja auch ab Mittwoch für die restlichen Tage seiner Elternzeit mit seinem Vater skifahren. Was ich einerseits verstehe, weil sein Vater 65 ist, sie es schon viele Jahre lang machen, sie letztes Jahr nicht fahren konnten wegen dem ersten Monat Elternzeit und weil man ja nicht weiß, wie lange sein Vater überhaupt noch fahren kann. Aber warum muss es ausgerechnet jetzt sein? Warum muss der gewohnte Ablauf der zig Urlaube meiner Schwiegereltern gewahrt werden und ich muss fast eine ganze Woche auf meinen Mann verzichten, während meine Mutter seine Elternzeit-Aufgaben übernimmt? Nachdem er vorletztes Wochenende schon für vier Tage mit seinen Kumpels auf seinem jährlichen „Männerausflug“ war. Weil kein anderer Termin gefunden werden konnte, weil einer davon bald Vater wird und der andere seine Geschäftstermine nicht verschieben kann. Darum wurde auch dieser Trip von der Elternzeit abgezwackt.
Es macht mich so traurig.
Dann noch das Fragezeichen, wie es der Maus geht. Sie ist immernoch nicht gesund, hustet sehr „schleimig“. Letzte Nacht hat sie mehrfach sowas von untröstlich geweint, dass ich mit ihr aufstehen und aus dem Zimmer gehen musste. Sie wollte keinen Schnuller, nicht kuscheln, nicht nicht kuscheln, hat sich nur gewunden. Ich hab mich schon in der Notaufnahme gesehen. Aber dann ist sie doch jeweils wieder eingeschlafen und war ruhig. Nun frage ich mich, ob es an unserem Fotografbesuch gestern lag, dass sie vor lauter Eindrücken nicht schlafen konnte oder ob sie eben doch noch krank ist und ihr etwas fehlt. Tagsüber war sie ja gut drauf, so dass ich hoffe, dass alles gut ist. Ein paar Tage Antibiotika haben wir ja noch, dann gehts sowieso wieder zum Kinderarzt…
Ich hoffe, dass das alles bald aufhört. Dieses Ungewisse. Ich lebe nur noch vor mich hin. Der Staubsauger hat schon seit Ewigkeiten kein Tageslicht mehr erblickt, die Betten sind seit Wochen nicht mehr frisch bezogen, im Waschkeller hängen 20 Hemden, die ich bügeln müsste und von der Schmutzwäsche fang ich gar nicht erst an. Und ich weiß nicht mehr, wie ich das alles schaffen soll…